Klausundklausundklaus sind im Haus. Und reißen es gleich wieder ab. Von der Küste sind sie gekommen. Mit einer Reminiszenz an die beiden norddeutschen Schunkelbarden machen sich Fettes Brot mit knallroten Clownsnasen über das Klischee der Spaßkapelle lustig für die sie gehalten werden, gehalten werden wollen.
Sie bleiben diesem Klischee auch treu und kokettieren gleichzeitig mit Versuchen, dagegen anzukämpfen. Josephine beginnt ganz gedämpft und gediegen: "Ich lege mich jetzt erstmal symbolisch auf den Flügel", kündigt Dr. Renz an. Und plötzlich geht es ab im Diskofarbenneonlicht und aus Josephine wird beinahe Emanuela. Wie Eichhörnchen auf Speed hüpfen die drei über die Bühne. Drei ist 'ne Party heißt das aktuelle Album. Würde reichen. Doch die vor der Bühnen machen mit.
Der Versuch der Contenance: Von den drei spielen zwei vierhändig Keyboard während einer rappt. "Wir werden euch wieder buchen", ist das Fazit nach The Grosser. Und: "Es ist nicht der allerschlechteste Beruf, den wir hier haben", nach dem kritischen Crazy World.
Dann wird "gedöpt". "Döpdöpdöpdöpdöpdöpdöööö / döpdöpdöpdöpdöpdöpdöööö / Döpdöpdöpdöpdöpdöpdöööö / döpdedöpdedödödödödöööö" (Popcorn), "Döööödöööpdedööööpdee" (Smoke on the Water), "Dedöpdödödödöpdööödööö dededededededede" (Eurovisionshymne) und schließlich der Song aller "Döps": Jein. Bei dem das Publikum zeitweise auch die komplexeren Textpassagen übernimmt und sichtlich irritiert ist, dass in dem "Kommst du mit Schiffmeister, du Kollegenschwein?", jetzt von "Björn Beton" die Rede ist. Lange her. Genauso wie Die Definition von Fett, die sie kurz anspielen, um dann zum ..."Klaus und Klaus" würden wohl "Hitmedley" sagen, überzuleiten und dem deutschen Hip-Hop zu huldigen: Reimemonster (Afrob & ferris MC), Partysafari (Blumentopf), Sie ist weg (Fanta Vier), Weck mich auf (Samy Deluxe) und schließlich auch Cros Easy. Vielleicht spielen die drei Hamburger auch mit Kusskusskuss (Hast du schonma ein' Rapper geküsst?) auf den Hype um den "Panda-Rapper" an.
Die Texte des neuen Albums sind gespickt mit Reminiszenzen wie Mettigel mit Zwiebelspalten.
Wer's beim Titel noch nicht gemerkt hat, der merkt es spätestens beim "Für immer immer? für immer immer?," dass die Brote hier auf Outkasts Ms Jackson (For ever? For ever ever?) anspielen. "Ein drittel Heizöl, zwei drittel Benzin", die Zeile stammt nicht aus Caspers aktuellen Album und dem Song Im Ascheregen,
sondern von der Punkband Slime, sagt König Boris. Mit der Zeile "Ich liebte ein Mädchen in Köln / auf dem Foto in der Küche sieht sie aus wie Katja Ebstein" winken sie verbal ihren Hamburger Rapkollegen Deichkind, von deren Remmidemmi sie die Zeile eins zu eins übernommen haben. An dieser Stelle unterbrechen sie das Reimschema, auf dem das gesamte Lied basiert, und stolpern bewusst. Holprig ist auch so mancher Vorschlag von Fans, die während der Tour täglich eifrig mitreimen, wenn Fettes Brot via Facebook dazu aufrufen, das Lied um eine Zeile für den aktuellen Tourstopp zu erweitern. 353 Fans haben sich für Wiesbaden als MCs versucht und auf die Bühne schaffte es: "Ich liebte ein Mädchen in Wiesbaden / vorne und hinten im Mietwagen."
Wie es hinter die Bühne schallte, so schallte es wieder hinaus. Nach dem ersten Abschied von der selbigen wurden die Zugabe-Rufe erhört und es erklang (ein) Echo. Schwule Mädchen brachten schließlich den ganzen Schlachthof zum Schwitzen, als wolle man das Video nachstellen - mit Fettes Brot durch die Friteuse.
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* Ich habe es übrigens einem Mädchen aus Blankenese (Nein, sie trägt ihre Haare nicht wie Jonathan Meese!) zu verdanken, dass ich dem Konzert trotz ausverkaufter Halle beiwohnen durfte. Danke dafür!
** Eine Entschudligung für die schlechten Bilder an dieser Stelle... hatte nur das Handy zur Hand...